Nach Sucre und zurück 3. – 9.09.2002 (47’300 km)

Potosi

Die höchstgelegene Stadt dieser Grösse (auf 4’070 müM. und 110’000 Einw.) wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Als Minenstadt wuchs sie im frühen 17. Jahrhundert wegen Silberfunden zu einer der grössten Städte auf dem amerikanischen Kontinent heran.
Man denkt sich eigentlich, dass es auf über 4000 müM. mal etwas flacher zugehen würde, aber nein, die ganze Stadt ist auf Steilhänge verteilt und so wurde Mosquitos Kupplung stark strapaziert. Die Strassen Potosis sind ausserdem sehr eng und verwinkelt und werden oft als Pissoir und Abfalleimer benutzt. Dazu viel Verkehr, mehrere Märkte am Strassenrand und unheimlich viele Fussgänger und man hat das schönste Chaos. Wir waren froh, uns nach einigen Stunden der Stadtbesichtigung, in unseren ruhigen Camper zurück ziehen zu können.

Sucre

Von Potosi aus zogen wir nach Sucre, der eigentlichen Hauptstadt Boliviens, hier ist es deutlich wärmer, denn sie liegt auch nicht mehr so hoch, nur noch auf 2’790 müM. Wir trafen pünktlich auf die Fiesta de la Virgen de Guadalupe ein und kamen so in den Genuss eines fasnachtähnlichen Treibens. Am folgenden Tag konnte man in der Tageszeitung lesen, dass das Fest ein voller Erfolg gewesen war, der Alkohol auch in diesem Jahr wieder in Strömen geflossen und ein Verkehrschaos ausgebrochen war – das alles hatten wir auch so festgestellt. In Sucre herrscht, im Gegensatz zu Potosi, eine entspannte Stimmung, alles ist viel grosszügiger gebaut und es ist überall ersichtlich, dass vor allem reiche Bolivianer hier ihre Residenz aufgeschlagen haben.

Noch einmal Potosi

Um zum Salar de Uyuni zu gelangen, mussten wir zurück nach Potosi. Diesmal waren wir voll bepackt, denn wir führten noch 3 Schweizer mit. 10 km vor Potosi begann dann das Abenteuer: Minenarbeiter einer staatlichen Mine blockierten mit Steinen, brennenden Pneus und einem quer gestellten Lastwagen die Strasse. Sie protestieren damit gegen die Privatisierung ihrer Mine. Obwohl wir Reisende in der Überzahl waren, mussten wir wohl oder übel warten.
Es war schon nach Mittag, dunkle Wolken zogen auf, es wurde langsam etwas kühler und uns allen knurrte der Magen. So setzte Bibi kurzerhand Wasser für Spaghetti auf, erwärmte eine Fertigsauce und im Nullkommanichts stand ein Gourmetmenü auf dem Tisch – sogar noch mit Edamer als Reibkäse. Später, beim gemütlichen Kaffeeklatsch, bemitleideten wir die unterdessen im Regen stehenden Mineros, die wie üblich mit viel Gepäck reisenden Einheimischen und die Rucksacktouristen, die nass, durchfroren und zu allem Übel mit leerem Magen die letzten Kilometer zu Fuss gehen mussten.
Nach einem Jass und 5 Stunden Wartezeit beschlossen unsere drei Gäste, den Streik zu Fuss zu durchqueren und auf der anderen Seite ein anderes Transportmittel in die Stadt zu nehmen, während wir uns auf eine Nacht an der Strasse einstellten.
Das Ganze liest sich nun wie ein Picknick, doch die Situation hatte auch ihre brenzligen Seiten. Zum Beispiel drohte uns ein Minero damit, einen Pneu zu durchstechen, wenn wir ihm nicht etwas Wasser geben würden. Andere sprengten etwa 15 Meter neben der Strasse immer wieder Erde mit Dynamitstangen und als es dann dunkle Nacht war, nur etwas erhellt von den Streikfeuern, fühlten wir uns doch etwas unbehaglich, als grosse Gruppen rotbehelmter Mineros laut diskutierend hin und her rannten.
Schlussendlich, nach ein paar Fehlalarms, wurde gegen 21:00 h die Blockade aufgehoben und wir fuhren schleunigst in unser Hostal. Die Mineros erreichten mit ihrer Aktion, dass nun 14 Tage darüber diskutiert wird, was nun mit der Mine geschehen soll. Wird die Privatisierung durchgesetzt, steht der Verkehr in 2 Wochen wohl wieder still.

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