Nach La Paz 27.08. – 2.09.2002 (46’400 km)

Copacabana

Die Kälte war auch auf der bolivianischen Seite des Titicaca-Sees unerbittlich und unsere Nasen liefen wie die Weltmeister. Für Jeannette fanden wir ein nettes Zimmer mit – und das war wichtig – Heizofen und Aussicht auf unseren Camper und den See. Über die fehlenden Accessoires in diesem brandneuem Hotel amüsierte sie sich köstlich, nur das ewige Gerenne zwischen Spiegel und Haarfön machte ihr zu schaffen, kein Wunder bei fast 4’000 müM.
Auch hier in Copacabana fehlte der obligate Ausflug nicht, die Ziele hiessen diesmal Sonnen- und Mondinsel. Die Fahrt war genauso lang, der See genauso blau, die Ruinen genauso ruinös, alles wie gehabt, nur reichte die Zeit nicht mal für eine Mittagessen.
Apropos Mittagessen: Die nicht endemischen Forellen schmeckten überall am See ausgezeichnet!

La Paz

Langsam neigten sich Jeannettes Ferien dem Ende zu und so machten wir uns auf, Richtung La Paz. Natürlich hatten wir gehört, dass die Bus- und Taxifahrer dort am Streiken waren, wir dachten aber, dass uns dies mit Privatfahrzeug nicht betreffen würde – bis wir dann vor La Paz auf Strassenblockaden stiessen. Polizisten in Demonstrationsmontur zeigten uns jedoch durch Handzeichen an, einfach weiterzufahren. Dies war einfacher gesagt als getan, denn auf der Strasse wimmelte es nur so von Menschen: Reisende, die trotzdem irgendwohin wollten, liefen eilig mit viel Gepäck durch die Blockaden, Demonstranten spielten Fussball und andere lauschten den Kundgebungen. Wir versuchten uns an diesen vorbei zu schleichen und den verbrannten Pneus und Felsbrocken auf der Strasse auszuweichen. Wirklich ungemütlich wurde es, als einige Demonstranten, die uns zum Halten zwingen wollten, nach Steinen griffen und die Rückseite von Mosquito mit ein paar Würfen eindeckten. Jeannette, das erste Mal in Südamerika und mit dem Temperament und Offenheit der Einheimischen nicht vertraut, gab nur noch leise Schreckenslaute von sich und murmelte, die Gläubigen hätten hier wohl noch nicht mitbekommen, dass laut päpstlichem Konzil, Steinigungen nicht mehr zu den bevorzugten katholischen Strafmassnahmen gehörten.
Glücklicherweise überstanden wir auch diese Situation unbeschadet und standen schon bald vor dem Flughafen. Hier versuchten wir dann Jeannettes Flüge rückzubestätigen, was in etwa so kompliziert war, wie eine mühsame Grenzüberquerung in Mittelamerika.
Anschliessend zogen wir uns ins Hotel Oberland im Mondtal zurück und genossen einige Tage mit Züri Gschnätzletem mit Röschti oder Spätzli, Raclette und Schweinsbratwurst und natürlich Carlita, dem Hausalpaca, das an dieser Stelle Jeannette fürs Brot danken möchte.
Ob es Jeannette nach einem tränenreichen Abschied in La Paz geschafft hat, den Anschlussflug in Lima zu besteigen, war bei Redaktionsschluss dieser Seite noch nicht bekannt.

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