Anchorage 4. – 7.09.2001 (10’700 km)

Anchorage again – oder etwas später beim Ölwechsel…

Dienstag 4.9.01

  • Jetzt werden wir bei Ford richtig bedient, d.h. 4 Männer starren staunend unserem Mosquito unter die Motorhaube und tuscheln aufgeregt. Wichtig schlagen sie alle Nummern, die sie im Motor finden, in ihren Computern nach und so ca. alle 20 Minuten kommt einer vorbei und erklärt, dass sie etwas gefunden hätten, diesen Ölfilter aber leider grad nicht an Lager hätten. Das gleiche Teil gäbe es aber unter einer anderen Nummer (selbstverständlich) von einem anderen Hersteller und sie würden es nun dort versuchen. Nach einer Stunde (! und zwei Sandwichs) wird uns mitteilt, dass in der ganzen Stadt kein solcher Filter aufzutreiben sei, von welchem Hersteller auch immer, eine auswärtige Bestellung ist also unumgänglich. Ford will uns aber langsam loswerden und das Teil unter keinen Umständen zu sich in die Werkstatt bestellen (es könnte drum eh nicht eingebaut werden, da die Werkstatt für Mosquito und die Hebebühne zu niedrig seien) und schickt uns mit einer Artikelnummer zu der Werkstatt F.A.T.S. (für Foreign Auto/Truck Supply), die sich auf ausländische Autos spezialisiert hat.
  • Eine kleines Fährtchen hin, die Nummer wird hin und her gereicht, ein paar Fragen und schon sitzen wir wieder im Auto zurück zu Ford – die Nummer konnte nämlich nicht identifiziert werden! 20 Minuten später bei Ford: Ein Telefonat mit der Werkstatt und schon fahren wir wieder zu FATS und nun kann das Teil plötzlich bestellt werden – Halleluja!!! Die Lieferung dauert voraussichtlich 4 Tage, am Freitag soll es dann so weit sein, wir sind ganz aufgeregt und gönnen uns einen Kinobesuch.

Freitag 7.9.01

  • Heute also soll unser Mosquito endlich das lang erwartete und benötigte Ersatzteil erhalten – falls alles klappt… Gespannt machen wir uns, nach einen kräftigenden Frühstück, auf zu FATS. Die Zeichen stehen gut, nach einigen Minuten ist der Ölfilter gefunden und wir stellen Mosquito vor der Garage ab. Eine Stunde und ein paar Auto-Zeitschriften später, nehmen wir unser Auto wieder in Empfang – und das tatsächlich mit einem neuen Ölfilter, inkl. Ölwechsel. Unser Glück ist aber leider nicht ganz vollkommen, konnte doch der Luftfilter nicht gewechselt werden – wir haben ihn mittlerweile in der Schweiz bestellt…

Hubi motzt mal wieder….
Natürlich waren wir darauf vorbereitet, dass wir mit einem europäischen Auto auf einige Schwierigkeiten stossen würden. Aber nicht nur hier, sondern auch bei ganz anderen Dingen stossen wir auf erstaunliche Gestalten, ein Beispiel:
Wir erkundigen uns beim Visitor-Information-Center nach Möglichkeiten zum Fischen und auch über Touren in den wirklich hohen Norden. Die Antwort war eigentlich eher lustig: Fischen tue sie nicht und im Norden sei sie noch nie gewesen, aber es habe dort drüben im Gestell einige Prospekte. Nach weiterer Nachfrage erfahren wir, dass der Touranbieter ein Büro in einem Hotel unterhält.
In diesem Büro möchten wir gerne mehr über die diversen Touren erfahren. Sehr nett wird uns der Prospekt, den wir in Händen halten, vorgelesen. Leider war auch diese Mitarbeiterin noch nie im Norden und konnte uns aus eben diesem Grund keinerlei Infos über Vegetation und Wildlife geben. Wir buchen nichts.
Ähnliches passiert uns jetzt auch mit dem Ölwechsel. Durch fehlende Ausbildung und wohl auch fehlendes Interesse sind viele Leute hier nicht in der Lage, Fragen, die nur leicht über ihre tägliche Arbeit hinausgehen, zu beantworten. Da hat Henry Ford ganz stark Spuren hinterlassen.
Wenn wir uns schon beklagen :-), dann richtig: Auch sonst finden wir die Amis etwas komisch. Das Motto heisst hier «share your impressions» und «express yourself». So kommt es, dass wir beide (abgebrühte Weltenbummler) nur mit Mühe eine Kieferstarre vom Dauergähnen verhindern können, während unsere Nachbarn in ekstatische Freudenschreie ausbrechen und das ganze Repertoire von impressive, wonderful, awesome, breathtaking bis awe inspiring durchbeten. Bei diesem Geschrei wird der schönste Sonnenuntergang zu einem Dolby-Surround Erlebnis.
Aber abgesehen davon, sind Sie wirklich nett, wahnsinnig hilfsbereit und immer für ein Schwätzchen über das Wetter oder «Where do you come from?» zu haben. Als Antwort erhält man dann etwas aus der Selektion von weiter oben oder «Oh, Sweden must be a wonderfull country!». Deswegen sind wir ihnen nicht böse, müssen wir doch auch Staaten wie Idaho und Minnesota im Atlas nachschlagen.

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