Auf nach Acapulco 18.12.2001 (28’900 km)

Auf nach Acapulco

Um nicht bei der grössten Hitze fahren zu müssen, starteten wir unsere Reise nach Acapulco schon um 9 Uhr morgens. Caroline sass noch keine 5 Minuten auf dem Beifahrersitz, als es von hinten krachte und unser Wagen schleuderte. Auf der Autobahn, beim Zurückkehren auf den rechten Fahrstreifen, hatte uns ein eilig überholender Lastwagen von hinten abgedrängt und seitlich gerammt. Bei der erstbesten Gelegenheit fuhren wir rechts ran. Hubi besichtigte und fotografierte den Schaden, währenddem sich Birgit mit «ausgewählten» Worten auf den Fahrer des Lastwagens stürzte. Da kein Handy verfügbar war, rannte Hubi los, um in einer nahe gelegenen Autowerkstatt die Polizei zu rufen.
Dies hätte an und für sich kein Problem dargestellt, wären die Telefonnummer nicht ständig besetzt gewesen. Birgit liess sich aber nicht aus der Ruhe bringen und startete unermüdlich erneute Versuche. Hubi lief währenddessen wieder zum Unfallort, um die Autonummer des Unfallverursachers zu notieren. Doch just in diesem Moment fuhr der unsympathische Zeitgenosse doch einfach mit seine Gefährt davon.

Die Verfolgungsjagd

Ein Nachbar rief: «folge ihm, folge ihm!» und stieg selbst auf der Beifahrerseite in den Camper ein. Nun hiess es Turbolader und Nachbrenner aktivieren und ab auf Verfolgungsjagd. Dank des leichten Gefälles war es ein leichtes, dicht hinter dem Lastwagen kleben zu bleiben. Als klar war, dass er nicht wie versprochen zur nächsten Polizeistation fuhr, überholten Hubi und José ihn und veranlassten, dass er die nächsten Zahlstelle nicht passieren durfte. Diese verständigten auch gleich die Policia de las carrateras federales. Während Hubi und sein Begleiter auf die Polizei warteten, versuchte er die Versicherung anzurufen … die Nummern waren jedoch besetzt; ein mexikanisches Phänomen. Die unterdessen eingetroffene Polizei wollte den Fall möglichst schnell und einfach erledigen und organisierte sogar die Versicherungsheinis beider Parteien. Während auf diesen gewartet wurde, fuhr Hubi zurück, um seiner restliche «Familie» zu holen.

Was während dessen geschah

Birgit und Caroline, welche nur noch das eine verbleibende Positionslicht von Mosquito bewundern durften, fanden sich einsam am Unfallort zurückgelassen. Geld, Pass und Zigaretten befanden sich im davon fahrenden Auto – was für ein Schlamassel! Dazu kam, dass die beiden recht sommerlich gekleidet waren, was von den herumlungernden Mexikanern lauthals gewürdigt wurde. Doch da kam die netten Frau des Garagenbesitzers, von wo aus Birgit versucht hatte, die Polizei zu verständigen, aufs Tapet und bat die beiden Verlassenen ins sichere Haus. Währenddessen schnappte sich der Garagenbesitzer ein klappriges Auto und bot uns an, den Verfolger zu verfolgen. Das altersschwache Auto tat sein Bestes, doch von Verfolgung konnte hier keine Rede sein. Ziemlich enttäuscht kehrten wir zurück ins Haus, wo uns auch schon ein grosses Glas frisch gepresster Orangensaft auf uns wartete. Um die Zeit ein wenig zu vertreiben, lümmelten wir mit der äusserst liebenswürdigen Frau in der Küche herum und lernten die Herstellung eines leckeren Gerichtes, dessen Namen wir uns unmöglich merken konnten. Nach einer 2stündigen Wartezeit traf Hubi unversehrt ein und brachte uns, nach einem herzzerreissenden Abschied, zum Ort der Entscheidung.

Das Urteil

Die Versicherungsrepräsentanten, in weissem Hemd und Krawatte, traten nach der Situationsbesprechung mit der Polizei mit folgendem Vorschlag an uns heran: Je zur Hälfte übernehmen die beiden Versicherungsgesellschaften den Schaden von schätzungsweise US$ 400.–. Doch da nur an unserem Camper effektiven Schaden entstanden ist, muss also die gegnerische Partei US$ 200.– bezahlen, was für uns wiederum bedeutet, dass unser Versicherung keinen Peso ausgeben muss, da unser Selbstbehalt genau diese US$ 200.– umfasst. Die andere Variante wäre, den Fall vor Gericht zu ziehen, dies hätte aber zur Folge gehabt, dass Mosquito bis zur genauen Klärung der Rechtslage in Polizeigewahrsam gekommen wäre (mind. 15 Tage).
Nach 2 Stunden unter der brütenden Mittagssonne, akzeptierten wir dankbar ersteren Vorschlag. Ein allgemeines Händeschütteln begann, letzte Unterschriften wurden gemacht und Kreuzchen gesetzt und schon konnte die Reise weitergehen.

Die Reparatur

In Acapulco machten wir uns gleich am nächsten Tag auf die Suche nach der Zweigniederlassung der gegnerischen Versicherung, um den Schaden definitiv schätzen zu lassen. Praktischerweise kam der Besitzer der Werkstatt gleich selber vorbei, der Schaden wurde geschätzt und wir gaben die Reparatur in Auftrag. Nach zwei Tagen, wir mussten das Auto jeweils morgens um 9:00 Uhr abliefern und konnten es gegen 18:00 Uhr wieder abholen, war Mosquito wieder vollständig instand gestellt. Gemäss dem mexikanischen Automechaniker hätte die Reparatur nur einen Tag in Anspruch nehmen sollen, tatsächlich jedoch wurden zwei Tage daraus. Und als Hubi pünktlich um 16.00 Uhr Mosquito abholen wollte, musste er noch volle zwei Stunden auf dessen Fertigstellung warten. Und dabei wollten wir doch die berühmtberüchtigten Klippenspringer von Acapulco besichtigen gehen!

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