Puerto Viejo 19. – 23.06.2002 (40’300 km)

Puerto Viejo

Dieses an der Karibikküste gelegene ehemalige Fischerdorf mutierte vor Jahren zum Lieblingsplatz für Low-Budget-Traveler. Man hat schon kurz nach Ankunft das Gefühl, nicht mehr in Costa Rica, sondern in Jamaika zu sein – Rastafaris und Reggaemusik einfach überall. Schöne, mit Kokospalmen gesäumte Strände und der feuchte, immergrüne Wald vertiefen dieses Gefühl.
Als wir an einem heissen Nachmittag ankamen, schauten wir uns gleich nach einem Campingplatz um und waren aufs Tiefste enttäuscht, wie vernachlässigt und dreckig die Plätze hier aussahen. Ganz nach dem Motto, warum etwas hegen und pflegen, wenn man es schön rauchen kann?
Wir wären gleich am nächsten Tag wieder weitergefahren, wenn wir uns nicht an das Casa Verde erinnert hätten. René, ein Schweizer, kam vor 18 Jahren hierher, als es noch nicht einmal Strom gab und baute ein paar hübsche Bungalows. Dazwischen legte er einen gepflegtem Garten mit den verschiedensten einheimischen Pflanzen an und um dem Ganzen noch etwas zusätzliches Leben zu geben, hat er noch ein paar Pfeilgiftfrösche, Kröten, Schildkröten und seit neustem auch ein Faultier, das diese Oase entdeckt und sich in einem Baum niedergelassen hat. Also eben diesen René haben wir besucht und durften für einen kleinen Unkostenbeitrag auf seinem Parkplatz übernachteten.

Tag der Tiere

Der tollste Tag überhaupt in Costa Rica, war der Tag der Tiere. An einem heissen Vormittag stellten wir unsere Liegestühle in Renés Garten in den Schatten eines mittelgrossen Baumes. Wir hatten uns kaum in die Bücher vertieft, als uns ein grüner Papagei seine Aufwartung machte. Als er versuchte, an Hubis Zehen zu knabbern, kam er gerade noch mit dem Leben davon, denn Hubi ist an seinen Füssen äusserst kitzelig. Anschliessend versuchte der Schlingel sich bei Birgit einzuschmeicheln, aber sie hat Vögel am liebsten hoch oben in den Bäumen und ergriff schleunigst die Flucht. Von der mangelnden Aufmerksamkeit sichtlich enttäuscht, kletterte der Papagei zurück auf den Baum und fing an, seine Kollegin zu attackieren. Diese nicht faul, gab mit spitzem Schnabel zurück und schon hatten wir die schönste Schlägerei, Kampfplatz war der ganze Baum. Auf einmal war dann Ruhe und die beiden Papageien machten Musik. Als Bibi eine vor allem bei Männern populäre Tonfolge vorpfiff, machten die beiden dies perfekt nach – wir amüsierten uns köstlich!

Am späten Nachmittag machten wir dann einen Spaziergang zu einem etwas weiter entfernten Traumstrand. Auf dem Rückweg hüpfte plötzlich aus dem Nichts ein klitzekleines Hündchen auf uns zu und was konnten wir anderes tun, als mit ihm spielen? Der Kleine war dermassen niedlich, dass wir fast … nein, natürlich haben wir ihn nicht mitgenommen. Zu erwähnen ist noch, dass der kleine Hund ein noch kleineres Kätzchen zum Spielen mitgebracht hatte, doch dieses, höchstens ein paar Wochen alt, war ziemlich scheu und hat dem wilden Spiel nur zugesehen. Es kostete uns viel Überwindung, den Weg fortzusetzen…

Wieder zurück im Casa Verde löschten wir unseren Durst mit einem Getränk, als uns René auf das in einem Baum schlafende Faultier aufmerksam machte. Es bewegte sich nur ganz wenig und liess sich von unseren ‹Ahs›, ‹Ohs› und Fotoklicks überhaupt nicht stören. So viele Tiere an einem Tag, aber es sollte noch besser kommen.

Am Abend, nach dem leckeren Crêpes-Znacht beim Tessiner, machten wir uns auf, dem Restaurant ‹Lizard› einen Besuch abzustatten, dort führen sie nämlich meist einen Film vor. Etwas verspätet trafen wir ein, bestellten einen köstlichen Fruchtdrink und wollten uns gerade auf den Film konzentrieren, als etwas Kleines, Braunes um uns herumhuschte.
Die Besitzer des Restaurants halten sich einen 4 Monate alten Weissrüssel-Nasenbär (in Costa Rica Pizote) und der Kleine rennt im ganzen Haus herum. Der Film war natürlich nicht halb so spannend wie das wilde Tierchen und so spielten wir lange mit Pizi, das ist sein Name. Der Kleine fand ebenfalls grossen Gefallen an Hubis Zehen (oh je) und Sandalen, aber auch unser Schirm und der Bändel des Fotoapparates hatten es ihm angetan. Nach langem Spielen war der Kleine dermassen erschöpft, dass er sich auf Hubis Schoss zusammenringelte und einfach einschlief. Was haben wir an diesem Abend über das putzige Kerlchen gelacht!
Zum Schluss fragte uns der Besitzer noch, ob wir es mitnehmen wollten…

Naturkundlicher Einschub:
Der Weissrüssel-Nasenbär ist ein wildes Tier und gehört zu der Kleinbär- oder Waschbär-Familie (Procyonidae). Nasenbären werden bis zu 60 cm gross.
Sie ernähren sich hauptsächlich von Früchten, Insekten und kleinen Tieren. Sie sind gute Schwimmer und Kletterer.

Vor dem geistigen Auge sahen wir uns: «…Donnerstagabend in der Schickimicki-Bar, Pizi macht gerade einen geföhnten Pudel zur Schnecke, um sich anschliessend – behände von Leuchter zu Leuchter schwingend – vor einem Pitbullterrier in Sicherheit zu bringen, den ein erzürnter Halbweltler auf ihn hetzte, da Pizi die Ananas aus der Pina Colada seiner Braut geklaut hatte…» Zurück in der Realität nahmen wir Abschied von dem Gedanken und Pizi.

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