Autofahren in Lateinamerika 4. – 13.3.03

Wieder in Buenos Aires

Zum letzten Mal auf unserer Reise kamen wir nach Bs.As. und mussten uns von lieb gewonnenen Freunden verabschieden. Hier galt es ein letztes Asado zu verspeisen, da noch einmal Sushi auf Stäbchen zu balancieren und dort ein letztes Bife de Lomo auf der Zunge zergehen zu lassen. Ach bella Argentina, wir werden dich und deine Menschen vermissen!
Bei unseren vorhergehenden Aufenthalten hatten wir schon alles Interessante besichtigt und so zogen wir durch altbekannte Gassen und warteten auf unser Schiff. Nach zweimaliger Verschiebung des Abfahrtstermins klappte es doch noch und wir konnten am 13. März mit Mosquito auf der Repubblica del Brasile einziehen. Am nächsten Morgen dann stachen wir tatsächlich in See.

Autofahren

Da es über Bs.As. nicht mehr viel zu erzählen gibt, halten wir hier ein paar Szenen aus dem Strassenverkehr in Lateinamerika fest.

  • Nachts wird an roten Ampeln, wegen der Überfallgefahr, gar nicht erst gehalten, tagsüber halten viele weiter an diesem Brauch fest. Als Tourist muss man also beim Halten vor Ampeln auch immer im Rückspiegel überprüfen, ob der Hintermann bremsen wird.
  • Manchmal ist der Strassenzustand dermassen schlecht, dass man sich auf Asphalt wie auf einer Geländestrasse fühlt, dieses Gefühl wird durch fehlende Gullydeckel nicht gemindert. Manchmal stellt eine gute Seele eine Eisenstange mit einem Fetzen Stoff in das Loch oder, mit etwas mehr Glück, einen Kehrrichteimer. Gewollte Hindernisse auf der Strasse sind wie schlafenden Polizisten, sie sind mit Rücksicht auf Federung und Karoserie nur ganz langsam zu überwinden und manchmal sind sie so hoch, dass man sie umfahren muss.
  • In Sachen Strassenschilder und Markierungen ist auch kein Meister vom Himmel gefallen. Ohne weiteres findet man Schilder, die vor einer Baustelle vom letzten Jahr warnen, aber vor dem gerade neu ausgehobenen Graben für eine neue Wasserleitung befindet sich keine Warnung. Orts-, Richtungs- und Strassenschilder hat es nur dann, wenn man schon lange weiss, wo man sich befindet. Dass diese eine praktische Zielscheibe für alle Arten von Schiesswaffen abgeben, ist logisch. Die Strassenbemalung entspricht meist dem Strassenverlauf vor etwa 15 Jahren und schon damals hat sich bestimmt nie jemand daran gehalten.
  • Ein Auto das links blinkt, zeigt an, dass man es links überholen kann, oder dass es links abbiegen will. Letzteres Manöver wird auch ohne blinken eingeleitet. Fortgeschrittene unterlassen jegliche Richtungsangabe oder brauchen Handzeichen. Überholmanöver finden selbstverständlich links und rechts statt. Beliebt ist – wir nennen es das Idiotenmanöver – den Vordermann links zu überholen, ihm mit nur 10 cm Anstand vor die Nase zu fahren, scharf abbremsen und rechts abzubiegen. Dasselbe gilt selbstverständlich auch rechts beginnend.
  • Die Vortrittsregeln sind meist unabhängig von der Signalisation. Wichtiger sind Grösse und Art des Fahrzeugs sowie Lebensmüdigkeit des Fahrers. Als Fussgänger, Fahrrad- und Motorradfahrer ist man ganz unten auf der Skala. Immer wieder beobachteten wir mit Erstaunen, wie diese sofort von der Strasse in den Graben hüpften bzw. fuhren, sobald sie uns von hinten kommen hörten.
  • Taxifahrer sind auch eine Spezies für sich, ihre Verhaltensweise im Strassenverkehr orientiert sich daran, ob ein Kunde im Wagen sitzt oder nicht. Die Suche gestaltet sich folgendermassen: Der Taxifahrer fährt ganz langsam am Strassenrand entlang und wartet auf das obligate Winken, Pfeifen oder Kopfnicken oder aber er macht den potentielle Kunde mittels Hupe auf seine Vakanz aufmerksam. Ist der Fisch an der Angel d.h. im Auto, kann sich der Taxifahrer leicht in einen Rennfahrer verwandeln.
  • Busse fahren eigentlich immer schnell, so muss man sich jederzeit gut festhalten, sonst fliegt man entweder beim Anfahren oder spätestens beim Bremsen durch das Fahrzeug. Busse und Taxis halten überall und jederzeit an, um Passagiere ein- oder aussteigen zu lassen.

Dies war ein grober Eindruck über die Grundregeln, in grösseren Städten kommen noch 6spurige Strassen, viel Verkehr und 35° Grad im Schatten dazu. Vor unserem geistigen Auge sehen wir also nun in der rechten Fahrspur die Taxis schleichen oder rasen, links daneben drängeln sich Fahrzeuge, die bei der nächsten Gelegenheit links oder rechts abbiegen wollen. In der mittleren Spur geht es mehr oder weniger geordnet zu, doch schon eine Spur weiter links befinden sind bereits wieder Fahrzeuge, die nach rechts oder links abbiegen wollen. Erschwerend kommen noch die extrem vielen Busse hinzu, die, um schneller vorwärts zu kommen fast ganz nach links rüber fahren, dann aber einen Passagier rechts winken sehen und wieder abdrehen. Ein geschickter Bussfahrer schafft es ohne weiteres, eine 5spurige Strasse mit seinem Fahrstil zu blockieren. Nicht vergessen darf man die Autos, die in der ganz linken oder rechten Spur geparkt haben und sollte diese schon voll sein, auch ohne Probleme in der zweiten Reihe stehen. Viel Spass.

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